Ketamin und Esketamin sind Medikamente, die sich laut neurerer Forschung bei der Behandlung von psychischen Störungen als vielversprechend erwiesen haben. Obwohl beide Medikamente einen ähnlichen Wirkmechanismus haben und ähnliche Wirkungen erzielen können, gibt es auch einige Unterschiede, auf die wir hier eingehen möchten.

Wirkmechanismus

Ketamin ist ein racemisches Gemisch aus zwei Enantiomeren, also spiegelbildlichen Molekülen, die als R-Ketamin und S-Ketamin bezeichnet werden. Esketamin ist das S-Enantiomer von Ketamin, d. h. es ist ein Bestandteil von Ketamin, der durch ein technisches Verfahren extrahiert wird.

Sowohl Ketamin als auch Esketamin sind N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptorantagonisten, d. h. sie blockieren die Wirkung der NMDA-Rezeptoren im Gehirn. Dadurch erhöhen sie den Spiegel des Neurotransmitters Glutamat im Gehirn. Dieser Anstieg der Neurotransmitteraktivität wird für die therapeutische Wirkung von Ketamin und Esketamin verantwortlich gemacht.

Verabreichung

Ketamin wird im Rahmen der Behandlung von psychischen Erkrankungen ambulant und intravenös (IV) verabreicht. Die Dosis und die Dauer der Behandlung können je nach Person und der zu behandelnden Erkrankung variieren. Ketamin kann auch intramuskulär (in den Oberarmmuskel), nasal (als Nasenspray) oder subluingual (Auflösung unter der Zunge) verabreicht werden.

 

Esketamin wird in Deutschland als das patentierte Nasenspray Spravato® vom Hersteller Janssen-Cilag vertieben. Das Nasenspray ist seit 2019 in Deutschland zur Behandlung psychischer Erkrankungen zugelassen. Seit dem Jahr 2022 wird die Behandlung von gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet. Spravato ® darf allerdings nur in stationären Einrichtungen wie Psychiatrien verabreicht werden.

Kethera Ketaminsitzung Infusion

Wirksamkeit

Sowohl Ketamin als auch Esketamin haben sich bei der Behandlung von behandlungsresistenten Depressionen (TRD) und Suizidgedanken als wirksam erwiesen. Es gibt unterschiedliche Studien, die einmal die Überlegenheit des eines oder anderen Medikaments nahelegen.

Die Ansprechrate auf Ketamin und Esketamin kann je nach Person und der zu behandelnden Erkrankung variieren. Studien haben gezeigt, dass die Ansprechraten auf Ketamin bei Patienten mit TRD zwischen 50 und 70 % liegen, während die Ansprechraten auf Esketamin zwischen 35 und 70 % liegen.

Nebenwirkungen

Sowohl Ketamin als auch Esketamin können Nebenwirkungen wie Dissoziation, Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen hervorrufen. In klinischen Studien wurde Esketamin mit einem geringeren Auftreten dissoziativer Nebenwirkungen in Verbindung gebracht als Ketamin. Auch hier liegen noch keine endgültigen Befunde vor.

Kosten

Die Kosten für den reinen Wirkstoff sind bei Ketamin deutlich günstiger, da hierbei das Patent bereits vor über 20 Jahren abgelaufen ist. Bei intravenöser Gabe muss jedoch der die Infusion überwachende Arzt bezahlt werden. Esketamin ist aufgrund des Patents vielfach teurerer. Aufgrund der Einnahme im stationären Kontext fallen auch hier hohe Kosten an.

Die Kosten für die Gabe von Spravato® können dabei von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden, wenn eine entsprechende Indikation (schwere, behandlungsresistente Depression oder akute Suizidalität) vorliegt. Der Einsatz von Ketamin erfolgt Off-Lable, weshalb in der Regel nur private Krankenversicherungen für die Kosten aufkommen.

Beschränkte Nachhaltigkeit

Die Wirkung von Ketamin und Esketamin tritt bei vielen Patienten zwar schnell ein, allerdings hält die Wirkung nur für wenige Tage bis Wochen. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu einer dauerhaften Reduktion der Krankheitssymptome. Als Grund dafür gehen viele Forscher davon aus, dass bei Substanzen keine Veränderung an den auslösenden Faktoren (Gedanken, Emotionen, Verhalten & Umwelt). Um einen nachhaltigen Effekt zu erzeugen, legen zahlreiche Wissenschaftler nahe, die Behandlung mit Esketamin oder Ketamin mit Psychotherapie zu verbinden.

Ketamin-assistierte Psychotherapie

KETHERA ist Anbieter von Ketamin-assistierter Psychotherapie. Wir verbinden die medizinische Gabe des Wirkstoffs Ketamin mit einer fortlaufenden Richtlinienpsychotherapie. Dabei lernen wir unsere Patientinnen und Patienten umfassend kennen und bereiten Sie umfassend auf die Ketamingabe vor. Das Ketamin wird dabei als Ressource für den therapeutischen Prozess betrachtet und die psychedelische Erfahrung nicht als Nebenwirkung betrachtet, sondern für die Psychotherapie nutzbar gemacht. Durch die tiefgreifende Bearbeitung der Ursachen der Erkrankung soll so neben dem medikamentösen Effekt ein langfristiger Behandlungserfolg erzielt werden.

Zusammenfassung

Ketamin und Esketamin sind beides Medikamente, die sich bei der Behandlung von psychischen Störungen als vielversprechend erwiesen haben. Obwohl beide Medikamente einen ähnlichen Wirkmechanismus haben und ähnliche Wirkungen erzielen können, gibt es einige wichtige Unterschiede, die bei der Wahl einer Behandlungsoption berücksichtigt werden sollten. Letztendlich hängt die Entscheidung zwischen Ketamin und Esketamin von den spezifischen Bedürfnissen und Umständen des Einzelnen ab und sollte in Absprache mit einem qualifizierten medizinischen Behandler getroffen werden.